Carl Zeiss
Categoria: Referat
Germana
Descriere:
Mit dem Namen Zeiss verbindet man mehr als den Universitätsmechaniker
und Firmengründer; man denkt an Mikroskop und Fernglas, Brillengläser
und das bekannte Zeisswerk, erst in Jena und nach dem Krieg in
Oberkochen... |
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Lucrare pentru obtinerea atestatului de limba germana
Wissenschaft und Fortschritt
Carl Zeiss
Profesor
coordonator:
Candidat:
Sesiunea Mai 2007
Bucuresti
Inhalt:
Seite
Carl
Zeiss
5
Verbesserung des
Mikroskops
10
Wer
war Ernst
Abbe
15
Geschichte der Zeiss
GMBH
16
Das
Lebensende
21
Schlussvolgerung
23
Quellen
27
Carl Zeiss
Carl ZeissCarl Zeiss ist eines der weltweit bekanntesten Unternehmen
der feinmechanisch-optischen Industrie. Der Mechaniker-Meister Carl
Zeiss, der aus Weimar stammt, eröffnete 1846 eine
feinmechanisch-optische Werkstatt in der Neugasse 7 in Jena.
Mit dem Namen Zeiss verbindet man mehr als den Universitätsmechaniker
und Firmengründer; man denkt an Mikroskop und Fernglas, Brillengläser
und das bekannte Zeisswerk, erst in Jena und nach dem Krieg in
Oberkochen.
Der Name der "Zeiss-Sippe" geht aus der in Bayern liegenden Siedlung
Zeisendorf hervor. Die Ausübung des Drechslerberufes, der auch von
Carls Vater ausgeübt wurde, läßt sich bis auf den Vorfahren Johann
Michael ZEISS (1679-1754) zurückverfolgen, der den Beruf eines Bauern
aufgab und Handwerker wurde. Mütterlicherseits läßt sich die Ahnenreihe
bis zu dem Magister und Pfarrer Nikolaus MENDE, einem Zeitgenosse
Martin Luthers, zurückverfolgen, dessen Nachfahren der Theologie treu
blieben (der Großvater Carls war allerdings Jurist). Carl (Friedrich)
kam am 11. September 1816 als Sohn des Hofdrechslermeisters Johann
Gottfried August ZEISS (1785-1848) und seiner Mutter Johanna Antoinette
Friederike SCHMITH als fünftes Kind, dem noch sieben Geschwister folgen
sollten, zur Welt. Sein Taufpate war der Erbgroßherzog Karl Friedrich,
nach dem Carl seine Vornamen erhielt. Großen Einfluß auf Carl hatten
seine beiden älteren Brüder Friedrich August Eduard (1809-1877, ein
bekannter Philologe und Theologe) und Gustav Alexander (1811-1875,
Professor der Geschichtswissenschaft).
Nach dem Besuch des Gymnasiums verließ Carl die Schule mit der
sogenannten Primareife - dabei handelte es sich um einen Reifevermerk,
der es auch ohne Reifeprüfung möglich machte, naturwissenschaftliche
Studienfächer zu belegen. Carl, der schon während seiner Gymnasialzeit
Lektionen an der Großherzoglichen Gewerkschule besucht hatte, trat 1834
bei Dr. Friedrich KÖRNER in Jena als Mechanikerlehrling ein. Nach vier
Jahren schloß Carl bei Körner, dem Hofmechanikus und Privatdozenten,
der die Wissenschaft mit handwerklicher Produktion verband, seine
Lehrzeit ab. Während seiner Ausbildungszeit kam er bei den
Schmelzversuchen seines Lehrherrn auch mit Glas, dem Werkstoff, der
später so große Bedeutung in seinem Leben bekommen sollte, in Kontakt.
Auch Vorlesungen über Experimentalphysik, Optik, Mineralogie und
Anthropologie an der Universität fielen in diese Zeit. Bei Körner, der
an der Universität auch über Optik las, erlernte Carl auch das
Schleifen von Linsen und den Bau von Mikroskopen.
Mit dem Abgangszeugnis der Universität und der Beurteilung Körners ging
Zeiss im Jahre 1838, wie es früher üblich war, auf Wanderschaft. Der
Schwerpunkt seiner Neigungen lag damals mehr beim Maschinenbau als bei
der Optik. In Stuttgart, Darmstadt, Wien und Berlin erweiterte Zeiss
sein Wissen. Als Mittelpunkt seiner Wanderzeit wählte Zeiss die Stadt
Wien, da ihm dort am meisten für sein berufliches Fortkommen geboten
wurde.
Nach langen Überlegungen kam Zeiss zu dem Schluss, doch wieder in
seinem ursprünglichen Fach, nämlich dem wissenschaftlichen Apparatebau
zu arbeiten und sich nach Beendigung seiner Wanderjahre in seiner
Heimatstadt Weimar als Mechaniker selbständig zu machen. Aber ein
entsprechender Antrag wurde mit der Begründung abgelehnt, es bestünden
am Ort bereits zwei Mechanikerwerkstätten und für eine dritte fehle es
an Bedarf. So musste sich der über diese Entscheidung höchst verärgerte
Zeiss zur Existenzgründung nach einem anderen Ort umsehen und wählte
dazu Jena. Aber auch hier benötigte er zur Realisierung seines Planes
bei der damaligen Bürokratie erst einmal viel Geduld. Vor allem war
eine Aufenthaltsgenehmigung für die Stadt erforderlich. Die war am
einfachsten zu erhalten, wenn man sich als Student ausgab. Zeiss machte
das, immatrikulierte sich an der Universität und hörte seit November
1845 mathematische und chemische Vorlesungen. Daneben arbeitete er in
dem von mehreren Professoren gegründeten physiologischen Privatinstitut
als Praktikant und baute verschiedene Apparate. Nach dem Misserfolg mit
seinem ersten Antrag in Weimar bereitete Zeiss den zweiten sehr
sorgfältig vor und musste sich vor allem eine Begründung einfallen
lassen, warum er ausgerechnet in Jena bleiben wollte. Denn auch hier
bestanden bereits zwei einschlägige Werkstätten, und zwar neben der
Körnerschen noch die des Mechanikers Braunau (1810–1860), der ebenfalls
bei Körner gelernt hatte.
Schließlich richtete Zeiss am 10. Mai 1846 an die Landesdirektion in
Weimar ein Gesuch um Erteilung einer Konzession zur Errichtung eines
mechanischen Ateliers. Er verweist darin auf den steigenden Bedarf an
mechanischen Geräten und begründet seinen Wunsch, sich in Jena
niederzulassen, damit, dass für ihn die enge Verbindung mit den
Wissenschaften wichtig sei. Trotz der Befürwortung angesehener
Professoren der Universität Jena ließ man sich in Weimar viel Zeit mit
der Bearbeitung des Antrags. Zeiss musste aber nicht nur eine lange
Wartezeit absitzen, sondern sich auch der bereits erwähnten,
vorgeschriebenen Prüfung vor der Großherzoglichen Oberbaubehörde
unterziehen, zu der er erst im Juli geladen wurde und die er im August
erfolgreich ablegte. Bei der Trägheit des Behördenapparates war es
schließlich November geworden, als Zeiss endlich seine „Konzession zur
Fertigung und zum Verkauf mechanischer und optischer Instrumente sowie
zur Errichtung eines Ateliers für Mechanik in Jena“ in den Händen
hielt. Außerdem erlangte er gegen Bezahlung einer Gebühr und nach
Leistung eines feierlichen Eides das Ortsbürgerrecht von Jena.
Die Eröffnung seines Betriebes erfolgte am 17. November 1846 mit einem
Startkapital von 100 Talern, das der ebenfalls in Jena lebende Bruder
Eduard vorgestreckt hatte und später von Vater August Zeiss erstattet
wurde. Carl Zeiss arbeitete zunächst allein, konstruierte, baute und
reparierte alle möglichen physikalischen und chemischen Instrumente,
von denen die Lupen, die er aus Spiegelglas schliff, am Anfang
besonderen Anklang fanden. Daneben wurden in einem kleinen Laden
Brillen, Fernrohre, Mikroskope, Reißzeuge, Thermometer, Barometer,
Waagen, Lötrohrzubehör und andere Geräte verkauft, die Zeiss von
auswärtigen Herstellern bezog.
Im Jahre 1847 nahm er die Produktion einfacher Mikroskope auf, die sich
schon bald als ein ganz besonderer Verkaufsschlager erweisen sollten.
Sie behaupteten sich so gut gegenüber der Konkurrenz von Chevalier
(Paris), Plössl (Wien) sowie selbst seinem Lehrmeister Körner, weil sie
nicht nur billiger, sondern auch besser waren. Denn bei den von Zeiss
gelieferten Geräten erfolgte die Scharfeinstellung nicht wie bei der
Konkurrenz durch Verstellen des Objekttisches, sondern durch Verstellen
der Säule, die die Optik trug, was von den Benutzern besonders gelobt
wurde.
Die Geschäfte ließen sich so gut an, dass bereits im Frühjahr 1847 ein
Gehilfe eingestellt werden konnte und am 1. Juli 1847 eine größere
Werkstatt bezogen wurde. Im August 1847 nahm Carl Zeiss den ersten
Lehrling auf, nämlich den damals 17-jährigen August Löber (1830–1912),
der sich in der Folgezeit zum wichtigsten Mitarbeiter, besonders in der
Optikfertigung entwickeln sollte und der dann auch am Gewinn beteiligt
war. Insgesamt wurden im Jahre 1847 27 einfache Mikroskope ins
„Ausland“, also an Kunden geliefert, die jenseits der Grenzen des
Großherzogtums wohnten. Aber auf den schnellen Aufstieg folgte ebenso
schnell eine Krise, bedingt durch die Missernten der Jahre 1845 und
1846, die Handelskrise 1847 und die Revolution 1848. Trotz dieser
wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte sich Zeiss mit seinen Produkten
binnen weniger Jahre einen so guten Ruf erworben, dass ihm im Jahre
1850 aus der damals preußischen Universität Greifswald ein
interessantes Angebot unterbreitet wurde. Der dortige
Universitätsmechaniker Nobert war nämlich nach Barth gezogen und um die
entstandene Lücke zu füllen, wurde Zeiss von mehreren Professoren der
philosophischen Fakultät aufgefordert, den Posten eines Kustos des
physikalischen Kabinetts bei einem Gehalt von 200 Talern zu übernehmen.
Aber daraus wurde nichts, denn der einflussreiche Mathematiker Grunert
erreichte, dass besagter Posten nicht mit einem „Ausländer“ wie Zeiss
besetzt wurde, so dass dieser wohl oder übel in Jena bleiben musste.
Seinen Haushalt besorgte zunächst die Schwester Pauline, bis Carl Zeiss
am 29. Mai 1849 die elf Jahre jüngere Pfarrerstochter Bertha Schatter
(1827–1850) aus Neunhofen an der Orla heiratete. Seine junge Frau starb
allerdings bereits am 23. Februar 1850 bei der Geburt des ersten Sohnes
Roderich, der überlebte und später in der väterlichen Firma mitwirkte.
Zeiss heiratete am 17. Mai 1853 ein zweites Mal, und zwar Ottilie
Trinkler (1819–1897), Tochter des Rektors und späteren Oberpfarrers aus
Triptis, die ihren Stammbaum bis auf Martin Luther zurückführen konnte.
Sie gebar ihm einen Sohn (Karl Otto, 1854–1925) und zwei Töchter
(Hedwig, 1856–1935 und Sidonie, 1861–1920).
Zeiss lebte im übrigen sehr bescheiden und steckte von seinem
verdienten Geld so viel wie möglich in seinen Betrieb. Er machte von
sich keinerlei Aufhebens, was dazu geführt hat, dass man ihn manchmal
unterschätzt und seine Bedeutung für die Firma nicht immer voll
gewürdigt hat (z. B. Auerbach, 1918). In seiner äußerst knapp
bemessenen Freizeit entwickelte er sich zum Bücherwurm. Daneben liebte
er die Gartenarbeit und hatte sich besonders auf die Zucht von Rosen
spezialisiert.
Übrigens war zu Lebzeiten von Carl Zeiss die Schreibweise seines
Familiennamens noch nicht eindeutig festgelegt. Abgesehen von der heute
vertrauten Form finden sich noch Zeis, Zeyesz, Zeiß´und Zeus. Um dieser
Unsicherheit ein Ende zu bereiten, haben sich sein Sohn Roderich und
Ernst Abbe erst um das Jahr 1885 auf die Schreibweise „Zeiss“ geeinigt.
Nach dem dritten Umzug im Jahre 1858 in das nicht nur angemietete
sondern gekaufte Geschäft am Johannisplatz Nr.9 bestand nun auch die
Möglichkeit, die Werkstätte zu einer kleinen Fabrik auszuweiten. Auf
Genauigkeit legte Zeiss, der die ersten zwanzig Jahre persönlich die
Erzeugnisse kontrollierte und eigene Erziehungsmaßnahmen seinen
Mitarbeitern gegenüber anwandte, großen Wert. Ein kleine Anekdote,
berichtet von Edwart Richter in Erinnerungen an Carl Zeiss, soll dies
belegen:
"Als ein Gehilfe einmal eine Anzahl selbst gefertigter Mikroskope
abgeliefert hatte, unterzog Carl Zeiss sie, wie er es immer tat, einer
eingehenden Prüfung; er probierte die Triebbewegungen, Tubusauszüge und
Prismenführungen, und zwar schweigend. Dann ließ er die Geräte vom
erwartungsvoll ein Urteil heischenden Gehilfen in die Werkstätte zum
Amboß schaffen, und nun geschah etwas, was bisher seinesgleichennoch
nicht gehabt hatte: Der Prinzipal suchte sich den größten Hammer aus
und zerschlug mit unbarmherziger Wucht Mikroskop um Mikroskop zu
unansehnlichen Metallklumpen. Dann wandte er sich an den nicht wenig
erschrockenen jungen Mann: "So, nun sind wir miteinander fertig!"
Der 1860 zum Universitätsmechanikus ernannte Carl Zeiss war mit der
Qualität seiner Mikroskope nicht zufrieden. Jedes Mikroskop war ein
Unikat. Man hatte zwar große Übung darin, Linsen durch Probieren
(Pröbeln) zu einem vollständigen Mikroskop zusammen zu stellen. Es gab
aber keine Möglichkeit, die Eigenschaften eines Mikroskops voraus zu
berechnen und gezielt zu optimieren. Zwar versuchte der Mathematiker
Friedrich Wilhelm Barfuß zwischen 1850 und 1854 Mikroskop-Optiken zu
berechnen, um so die Grundlagen für einen wissenschaftlichen
Mikroskopbau zu schaffen – aber ohne Erfolg.
Verbesserung des Mikroskops
Bei der Mikroskopherstellung gab es zunächst keine Arbeitsteilung.
Jeder Gehilfe baute sein Gerät von Anfang bis zum Ende allein und die
ersten Modelle waren deshalb auch mit dem Namen desjenigen signiert,
der sie hergestellt hatte. Nur solche Einzelteile, deren Anfertigung
besonders viel Zeit gekostet hätte, wie z. B. Objekttische, wurden
vorgefertigt geliefert. Den ersten Ansatz zur Arbeitsteilung machte
Zeiss im Jahre 1857, als er die optische Abteilung unter Löbers Leitung
einrichtete und sie von der mechanischen abtrennte.
Jede Werkstätte hatte natürlich ihre besonderen Werksgeheimnisse, die
zu hüten für jeden Inhaber, so auch für Zeiss, außerordentlich wichtig
war. Deshalb wurden die tüchtigsten Mitarbeiter, die Einblick in diese
Geheimnisse hatten, wie z. B. Löber, unter einem feierlichen Eid zur
Verschwiegenheit verpflichtet.
Seit der Gründung des Betriebes war der Botaniker Matthias Jacob
Schleiden (1804–1881) ein ständiger Berater und Förderer und hielt sich
oft stundenlang in der Werkstatt auf. Er riet Zeiss, den Schwerpunkt
seiner Fertigung auf die Mikroskope zu legen, da diese bei der damals
gerade aufblühenden Zellenlehre auf einmal sehr gefragt waren. Darüber
hinaus hatte Schleiden als Mitbegründer dieser Theorie selbst ein
persönliches Interesse an guten Mikroskopen. Infolgedessen wurden die
einfachen Mikroskope ständig verbessert. Die Fassungen der
Linsensysteme erhielten unten einen ausgebördelten Rand als Schutz der
Frontlinse gegen Beschädigungen beim versehentlichen Aufstoßen auf das
Präparat. Das wurde u. a. von dem Darmstädter Botaniker und bekannten
Mikroskopiker Leopold Dippel (1827–1914) sehr gelobt und von vielen
anderen Werkstätten nachgebaut. Was die Vergrößerungen betrifft, so kam
1852 ein dreilinsiges System mit 200-facher (Preis: fünf Taler) und
1856 ein weiteres mit 300-facher Vergrößerung (8 Taler) auf den Markt.
Noch stärkere Vergrößerungen, die für den Benutzer wirklich brauchbar
waren, lieferten nur die zusammengesetzten Mikroskope und Zeiss musste
nun an deren Bau denken, wenn er nicht vom Fortschritt überrollt werden
wollte.
Hierzu waren umfangreiche Vorarbeiten erforderlich, mit denen der weit
vorausschauende Zeiss aber schon lange vorher begonnen hatte. Vor allem
wollte er die Optik nicht länger nach der bisher üblichen Methode,
nämlich dem Pröbeln herstellen. Bei dieser Verfahrensweise wurden die
Linsen eines Systems immer wieder durch andere ersetzt und ihre
Abstände zueinander solange verändert, bis eine brauchbare Optik
zustande gekommen war. Diese wurde dann nach dem durch Ausprobieren
entwickelten Muster nachgebaut oder durch erneute Veränderungen der
Linsenradien und -abstände weiter verbessert. Zeiss war ja von Hause
aus mehr Mechaniker, hatte sich daher nicht auf die bei den Optikern
eingefahrenen Traditionen festgelegt und war Neuerungen leichter
zugänglich. Er wollte nun entgegen dem allgemeinen Brauch die
Mikroskopoptik auf Grund von Berechnungen herstellen, was Experten aus
verschiedenen Gründen für unmöglich hielten. Trotzdem hatte Joseph von
Fraunhofer (1787–1826) bereits 1819 in München ein Fernrohrobjektiv
nach einer Rechnung gebaut und dem Mitarbeiter von Johann Friedrich
Voigtländer (1779–1859) Petzval (1807–1891) war in Wien 1840 das
gleiche für ein photographisches Objektiv gelungen. Die dazu
notwendigen theoretischen Kenntnisse versuchte sich Zeiss zunächst
selbst im abendlichen Bücherstudium anzueignen. Da ihm dabei kein
Erfolg beschieden war, wandte er sich wie schon sein Lehrmeister Körner
an den Mathematiker Friedrich Wilhelm Barfuss. Diese Zusammenarbeit
dauerte von 1852 bis zum Tode des Wissenschaftlers, blieb aber
ergebnislos. So begann Zeiss zunächst einmal mit dem Bau
zusammengesetzter Mikroskope, indem er die Zweilinser seiner einfachen
Mikroskope als Objektive benutzte, die man an ein Rohr schrauben und
mit Okularen kombinieren konnte. Diese Instrumente wurden 1858 in der
5. Preisliste erstmals angeboten; jedoch hatte Zeiss das erste bereits
1857 hergestellt.
Nachdem der bisherige Universitätsmechaniker Braunau 1860 gestorben
war, bewarb sich Zeiss um diese Position. Ihm ging es dabei weniger um
den Titel als vielmehr um die bei dieser Gelegenheit meist mit
verliehene Lehrbefugnis, die ihn zum Universitätsangehörigen machte und
Steuerfreiheit garantierte. Mit der Ernennung zum
Universitätsmechaniker gab es keine Probleme, zu der viel wichtigeren
Lehrbefugnis konnte sich der Senat jedoch erst nach einigem Hin und Her
durchringen. Trotzdem freute sich Zeiss über die Steuerfreiheit nur
zwei Wochen lang. Dann hatte man ein Gesetz ausgekramt, wonach diese
Vergünstigung nur für solche Personen gelten sollte, die ihren
Lebensunterhalt ausschließlich aus Lehrtätigkeit und
schriftstellerischer Arbeit bestritten. Zeiss als Gewerbetreibender
gehörte natürlich nicht zu diesem Kreis. Aber es folgten andere
Auszeichnungen, nämlich eine silberne Gedenkmünze bei der 1.
Allgemeinen Thüringischen Gewerbeausstellung in Weimar für seine
„vortrefflichen Mikroskope mit Nebenapparaten“ sowie ein erster
Ehrenpreis bei der 2. Thüringischen Gewerbeausstellung 1861. 1863 wurde
Zeiss zum Hofmechanikus ernannt.
Aus dem Jahre 1861 stammt eine Schilderung, wie sich Zeiss im Umgang
mit einem seiner Kunden gab, nämlich mit dem Zoologen Ernst Häckel
(1834–1919), der später weltberühmt wurde, 1861 jedoch an der
Universität Jena das Leben eines schlecht bezahlten Privatdozenten
fristete. Dieser kam also zu Zeiss und verlangte ein einfaches
Mikroskop, das aber billig sein sollte. Zeiss hatte Verständnis für den
Akademiker, machte ihm einen guten Preis und legte sogar noch eine Lupe
dazu.
Die aus der Optik der einfachen Mikroskope und Okularen improvisierten
zusammengesetzten Mikroskope konnten auf die Dauer nicht überzeugen,
obwohl sie von Schleiden gelobt wurden. Deshalb erschienen im 7.
Preisverzeichnis vom August 1861 erstmals die neukonstruierten
zusammengesetzten Mikroskope in fünf verschiedenen Ausführungen. Das
größte davon war ein Hufeisenstativ, wie es schon der bekannte
Mikroskophersteller Georg Oberhäuser (1798–1868) in Paris gebaut hatte
und das 55 Taler kostete. Es war an der Unterseite des Objekttisches
mit einer von Zeiss erdachten, gewölbten Blende versehen und hatte zur
Einstellung schiefer Beleuchtung einen Spiegel, der sich nicht nur
seitlich, sondern auch nach vorn schwenken ließ. Zeiss berechnete
seinen Kunden Stativ, Objektive und Okulare einzeln, so dass jeder die
ihm genehme Optikkombination selbst zusammenstellen konnte.
Nachdem die zusammengesetzten Mikroskope erst einmal zur Verfügung
standen, wurden ihre Vorzüge gegenüber den einfachen besonders bei den
stärkeren Vergrößerungen so augenscheinlich, dass Zeiss die Produktion
der stärkeren Systeme für seine einfachen Mikroskope nach und nach
einstellte (das 300-fache Triplett bereits 1863, das 200fache 1866 und
das 120-fache Doublett 1886).
Die zu den neuen zusammengesetzten Mikroskopen gehörigen Objektive
waren zwar noch gepröbelt, fanden aber trotzdem sofort Anklang. Leopold
Dippel untersuchte die Qualität der am meisten benutzten und mit A, C,
D und F bezeichneten Objektive genauer und lobte sie sehr. (Dippel,
1867, S. 188). Edmund Hartnack (1826–1891) hatte den Betrieb seines
Onkels Oberhäuser übernommen und Zeiss wusste ganz genau, dass er mit
seinem stärksten Objektiv die Qualität der Hartnackschen
Wasserimmersionen nicht erreichte. Alle Versuche, diesen Zustand durch
Pröbeln zu verbessern, schlugen fehl.
Zeiss arbeitete ab 1866 mit Ernst Abbe, einem Physikprofessor der
Jenaer Universität, zusammen. Diesem gelang es nach jahrelanger Arbeit
und Rückschlägen eine Theorie der Mikroskop-Optik aufzustellen. Die
Zusammenarbeit zwischen dem damals 50jährigen Zeiss und dem 26-jährigen
Abbe begann am 3. Juli 1866 und das Ziel war die Schaffung einer
Wasserimmersion, die gleich gute Abbildungseigenschaften wie die von
Hartnack haben sollte. Aber bevor das in Angriff genommen werden
konnte, musste die Optikfertigung modernisiert werden, was nicht ganz
ohne Widerstand Löbers und der anderen Gehilfen zu bewerkstelligen war,
die lieber am Althergebrachten festhalten wollten. So sollten vor dem
Zusammenbau eines Linsensystems die Eigenschaften aller Einzellinsen
genau geprüft werden, was zu einer rationelleren Produktion führte.
Eine Vorarbeit dazu hatte bereits Löber mit dem von ihm erfundenen
Probeglas zur Prüfung von Linsenoberflächen anhand von Newtonringen
geleistet. Zwar war Fraunhofer bereits lange vorher zur gleichen Lösung
gekommen, aber davon war nichts bis nach Jena durchgedrungen. Abbe
konstruierte eine Reihe weiterer Messinstrumente, z. B. zur Messung von
Brennweiten und Brechzahlen. Das Ergebnis all dieser Bemühungen lag
1869 vor. Äußerlich hatten sich die Mikroskope kaum verändert, aber
wegen der rationelleren Fertigung konnten mit dem gleichen Personal
mehr Mikroskopobjektive hergestellt werden, so dass ihr Preis um 25%
sank.
Nun machte sich Abbe an seine eigentliche Aufgabe, nämlich die
Berechnung der Objektive. Er erhielt hierzu von Zeiss jede nur mögliche
Unterstützung und als Mitarbeiter die fähigste Kraft aus der optischen
Werkstatt, nämlich August Löber. Trotzdem waren noch viele
Schwierigkeiten zu überwinden, bis endlich im Jahre 1872 die Arbeit
geschafft war. In dem Katalog Nr. 19 über Mikroskope und mikroskopische
Nebenapparate heißt es: „Die hier aufgeführten Mikroskop-Systeme sind
sämtlich neuerdings auf Grund theoretischer Berechnung des Herrn
Professor Abbe in Jena construiert.“ Ihre Qualität wurde nun von keinem
Konkurrenzprodukt mehr übertroffen. Das schlug sich aber auch im Preis
nieder: Kostete noch 1871 das beste Mikroskop 127 Taler, musste man
1872 für das Spitzenmodell 387 Taler, also 1161 Mark bezahlen. Trotzdem
rissen die Bestellungen nicht ab und auf einer Versammlung der
Naturforscher und Ärzte in Leipzig wurde den neuen Objektiven ein hohes
Lob gezollt.
Hervorzuheben ist dabei neben den genialen Leistungen Ernst Abbes die
Geduld und das Durchhaltevermögen des Unternehmers Carl Zeiss. Als
weltweit einzige Firma war Carl Zeiss nun in der Lage, Mikroskope nach
Katalog und mit definierten Eigenschaften zu produzieren. Damit begann
eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Bereits 1875 beschäftigte Carl
Zeiss 60 Mitarbeiter. Im Jahr seines Todes, 1888, waren es bereits 327.
Ernst Abbe machte folgende Äusserungen über Carl Zeiss :
"Wohlwollend, teilnehmend und freundlich ist er zu allen gewesen, die
in seiner Tätigkeit ihm nahe traten; aber auch strenge Anforderungen
stellte er an alle, weil er an sich selbst sie zu stellen gewohnt war.
Um sie geltend zu machen, hat er aber Tadel und Vermahnung wenig
gebraucht; mit gutem Mutterwitz begabt, dirigierte er die anderen
lieber mit etwas Spott und etwas Ironie, gemildert durch liebenswürdige
Bonhomie. So hat er sie dirigiert, denen er, noch in alter
patriarchalischer Art als der gestrenge Prinzipal gegenüberstand."
Es konnte vorkommen, daß an schönen Tagen die gesamte Belegschaft zu
einer Landpartie eingeladen wurde. Besonders glanzvoll waren die Feste
anläßlich der vollen Tausender bei der Mikroskopefertigung. Diese
Abwechslungen waren bei einer Arbeitszeit von ca. 12 Stunden täglich -
von 6 Uhr bis 19 Uhr - sehr willkommen. Carl Zeiss war
selbstverständlich morgens der erste in der Werkstatt und arbeitete oft
bis spät in die Nacht.
1
Wer war Ernst Abbe
Ernst Carl Abbe, ältestes von zwei Kindern, kränkelt ständig, klagt oft
über Kopfschmerzen, erleidet bis zu seinem 14. Lebensjahr Krämpfe,
glänzt aber trotzdem in der Schule. Die Besitzer der Spinnerei von
Eichel in Eisenach, in der sein Vater Spinnmeister und Fabrikaufseher
ist, stiften für Ernst das Schulgeld für den Besuch des Realgymnasiums
in Eisenach. Nach dem Abitur – schon mit 17 Jahren – studiert er an der
Universität Jena Mathematik. Mit der Lösung von Preisaufgaben,
Privatunterricht und einem weiteren Stipendium der Spinnereibesitzer
von Eichel hält er sich finanziell über Wasser. Jena zählt 2000
Haushalte mit zusammen 6800 Einwohnern. Seit zehn Jahren ist dort kein
Haus mehr gebaut worden; als es dann wieder geschieht, führt die
Sensation zu Volksaufläufen. Die Eisenbahn berührt das Städtchen nicht.
Da die Universität Jena zu wenig in Mathematik und Physik bieten kann,
geht Abbe für einige Zeit nach Göttingen und promoviert dort.
Anschließend übt er in einer mechanischoptischen Werkstätte das Feilen,
Hobeln, Schleifen und Drehen und wird vorübergehend Assistent bei einem
Astronomen und anschließend beim Physikalischen Verein in Frankfurt am
Main. Der reiche Frankfurter Privatgelehrte Michel Reiss finanziert ihm
seine Habilitation. Abbe reicht sie im August 1863 in Jena ein und wird
bald darauf zum Privatdozenten ernannt. Er liest über Mathematik,
Physik und Astronomie, führt als Neuigkeit ein physikalisches Praktikum
ein und bemüht sich, stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu
sein. 1874 behandelt er die Dioptrik und die Theorie der optischen
Instrumente, 1876 folgen Übungen in optischen Experimenten und 1877
eine Vorlesung über Optik. Die letzte hält er 1897/98 über die
Diffraktion des Lichts. Wegen der Mitarbeit bei Zeiss und vielfältigen
anderen Aufgaben an der Universität kann er zwischen 1863 und 1870
nichts publizieren, die Ernennung zum außerordentlichen Professor
erfolgt deshalb erst 1870. Schon vorher sind seine
Gelder verbraucht, und er muss von den dürftigen Hörgeldern leben.
Carls und Abbes Partnerschaft war schon anfangs erfolgreich, doch ein
wichtiges Problem, die gleich bleibende Qualität des Glases, konnte
aber von Zeiss und Abbe nicht gelöst werden. Sie holten deshalb den
Chemiker Otto Schott nach Jena. Nach erfolgreichen Glasschmelzversuchen
für die Firma Carl Zeiss baute dieser ein Werk für optische Gläser in
Jena auf.
1875 entschloss sich Carl Zeiss, seinem Freund Ernst Abbe die
Teilhaberschaft an der Firma anzubieten. Roderich Zeiss, der älteste
Sohn von Carl Zeiss, trat ein Jahr später ebenfalls in die Firma ein.
Carl Zeiss starb 1888 und hinterließ ein bedeutendes Unternehmen mit
glänzenden Perspektiven. Spannungen um die Unternehmernachfolge löste
Abbe durch die Umwandlung des Unternehmens in ein Stiftungsunternehmen.
Ab 1891/96 gehörte das Unternehmen der neu gegründeten Carl
Zeiss-Stiftung. Es war über Stiftungsorgane an staatliche
Kontrollinstitutionen des Landes Sachsen-Weimar-Eisenach gebunden. Das
operative Geschäft lag in den Händen einer vierköpfigen
Geschäftsleitung, der bis 1903 Abbe als Stiftungsbevollmächtigter
vorstand.
Geschichte der Zeiss GMBH
Für einen Überblick seien aus der Stiftungsurkunde vom 21. Mai 1889 nur
einige wenige Stellen zitiert. Zwecke der Stiftung: A. Pflege der
Zweige wissenschaftlicher Industrie, welche durch die Optische
Werkstätte von Carl Zeiss und die Glasschmelzerei der Firma Schott
& Gen. durch Anteilnahme an der späteren Verwaltung dieser beiden
Institute. –B. Förderung mathematischnaturwissenschaftlicher Studien in
Forschung und Lehre durch Zuwendung von Mitteln an die Universität
Jena... Name der Stiftung: Die Stiftung soll für alle Zeit den Namen
Carl-Zeiss-Stiftung führen zu Ehren des Mannes, der den ersten Grund
gelegt hat, und zur dauernden Erinnerung an sein eigenartiges
Verdienst: zielbewußt das Zusammenwirken von Wissenschaft und
technischer Kunst angebahnt zu haben. Die weiteren Bestimmungen des
Stiftungsstatuts seien wie folgt zusammengefasst:
– Dauernde Fürsorge für die wirtschaftliche Sicherung der beiden
Unternehmungen als Nahrungsquelle eines zahlreichen Personenkreises und
eines nützlichen Gliedes im Dienst wissenschaftlicher und praktischer
Interessen.
– Erfüllung größerer sozialer Pflichten, als persönliche Inhaber
dauernd gewährleisten würden, gegenüber der Gesamtheit der Mitarbeiter,
behufs Verbesserung ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Rechtslage.
– Förderung allgemeiner Interessen der Zweige feintechnischer Industrie
– Betätigung in gemeinnützigen Einrichtungen und Maßnahmen zugunsten
der arbeitenden Bevölkerung Jenas
– Förderung naturwissenschaftlicher und mathematischer Studien in
Forschung und Lehre. Bemerkenswert war folgende Bestimmung: Im
Aufgabenkreis der Stiftungsbetriebe und im natürlichen Auftrag ihrer
Leiter liegt es, auch solcher Zwecke nach Kräften sich anzunehmen,
deren Verfolgung unmittelbaren Vorteil nicht verspricht, aber geeignet
erscheint, allgemeine Interessen der feintechnischen Industrie oder
besondere Angelegenheiten ihrer Technik oder besondere Bedürfnisse der
Wissenschaft und des praktischen Lebens innerhalb der Stiftungsbetriebe
zu befördern.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Jena für kurze Zeit durch
US-amerikanische Truppen besetzt. Mit dem Abzug der US-Streitkräfte aus
Thüringen im Juni 1945 wurden auch zahlreiche Spezialisten sowie die
amtierende Geschäftsführung gezwungen, Jena in Richtung Heidenheim
(Baden-Württemberg) zu verlassen. Am 4. Oktober 1946 wurde in
Oberkochen die Opton Optische Werke Oberkochen GmbH gegründet und ein
neuer Produktionsstandort aufgebaut. Am 31. Juli 1947 wurde der Name in
„Zeiss-Opton Optische Werke Oberkochen GmbH“ geändert. Am 1. Oktober
wurde daraus die Firma "Carl Zeiss". In den 1950er Jahren wurde in
Oberkochen eine umfassende Optikproduktion für Industrie- und
Fotografieanwendungen aufgebaut. Der Sitz der Carl-Zeiss-Stiftung blieb
in Heidenheim, ab 1954 als alleiniger Rechtsnachfolger der
Carl-Zeiss-Stiftung der Vorkriegszeit. Die Carl-Zeiss-Stiftung
beanspruchte die alleinigen Rechte am Namen „Carl Zeiss“, konnte diese
jedoch nur außerhalb der RGW-Staaten durchsetzen. Für den Export in
RGW-Staaten bestimmte Produkte führten den Namen „Opton“, außerhalb des
RGW-Bereichs führten Produkte aus Jena den Namen „aus Jena“. Diese
Abgrenzung der Namensrechte wurde 1971 im Londoner Abkommen
festgeschrieben.
Mit Apollo 11 kamen am 21. Juli 1969 nicht nur Armstrong und Aldrin auf
die Mondoberfläche. Die verwendete Video- und Fotoausrüstung
(Hasselblad-Kameras), mit der die weltbekannten Bilder entstanden, war
mit Objektiven aus dem Hause Zeiss ausgestattet.
In Jena übernahmen die sowjetischen Besatzer die Kontrolle über das
Unternehmen und begannen mit der Entnahme von Reparationsleistungen.
1946 wurde die Teildemontage des Werkes beschlossen und bis 1947
durchgeführt. Am 1. Juni 1948 wurden die in der sowjetischen
Besatzungszone gelegenen Unternehmen der Carl-Zeiss-Stiftung enteignet.
Das Jenaer Werk wurde als VEB Carl Zeiss Jena in die neue
DDR-Staatsindustrie integriert. Das Dresdener Werk der Tochterfirma
Zeiss Ikon wurde ebenfalls enteignet und firmierte fortan als VEB Zeiss
Ikon. In dieser Zeit (1945-1966) stand es unter der Führung des ersten
Werkleiters Hugo Schrade. 1965 wurde der VEB Carl Zeiss Jena zum
Stammbetrieb des gleichnamigen Kombinates weiterentwickelt, dem nach
und nach andere VEB der optisch-feinmechanischen und
Elektronik-Industrie zugeordnet wurden. In den 1980er Jahren umfasste
das Zeiss-Kombinat 25 Betriebe mit bis zu 70.000 Beschäftigten.
Im VEB Carl Zeiss Jena wurde die Multispektralkamera MKF 6 zur
Fernerkundung vom Weltraum und aus Flugzeugen entwickelt und gebaut.
Der erste Einsatz erfolgte im September 1976 an Bord des Raumschiffs
Sojus 22. Auch Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Kosmos, führte damit
während seines Raumfluges Experimente zur Erdfernerkundung durch. Die
weiterentwickelte Version MKF 6M kam u.a. auf der Raumstation MIR zum
Einsatz.
In Jena wurden weiterhin Planetariumsprojektoren entwickelt, gebaut und
weltweit exportiert. 1955 wurde bei Zeiss Jena mit dem OPREMA der erste
in der DDR gebaute Computer fertiggestellt, von dem nur zwei Exemplare
gebaut wurden. 1961 wurde mit dem Zeiss-Rechen-Automat (ZRA 1) ein
weiterer Computer vorgestellt, der bis 1964 gefertigt wurde.
Seit den siebziger Jahren gewann der VEB Carl Zeiss Jena, der im
Volksmund auch „VEB Pulver und Blei“ genannt wurde, zunehmend eine
herausragende Bedeutung als Rüstungsbetrieb: Sämtliche optische
Militärgeräte wurden hier entwickelt und produziert, so etwa das
Universalmessgerät UMGPi für Pioniere, das Stereonachtsichtgerät PM 1
für Pionierpanzer, der Zielsuchkopf der Luft-Luft-Rakete K 13 M, die
Feuerleitanlage Wolna für den T-55 A und der Zielentfernungsmesser für
den T-72, um nur einige Projekte zu nennen. In den Jahren 1976 bis 1980
belief sich der Anteil der militärischen Produktion bereits auf 5,5 %
an der Gesamtproduktion und für den Zeitraum von 1986 bis 1990 sollten
20,3 % erreicht werden.
Von 1990 bis 1991 wurde der VEB Carl Zeiss Jena in die Carl Zeiss Jena
GmbH und die Jenoptik GmbH aufgespalten, wobei erstere das optische
Kerngeschäft beinhaltete. Carl Zeiss Oberkochen und Jenoptik teilten
sich die Gesellschafteranteile an der Carl Zeiss Jena GmbH, 1995 wurden
die Anteile der Jenoptik von Carl Zeiss in Oberkochen übernommen.
Bedingt durch die Unternehmenskrise des Gesamtkonzerns und die Folgen
der Wiedervereinigung kam es in den 1990er Jahren zu mehreren
Entlassungswellen an den Standorten Jena und Oberkochen.
Vor dem Ersten Weltkrieg erlebte das Unternehmen einen rasanten
Aufstieg, der auch mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht nachließ.
In beiden Weltkriegen gehörte das Unternehmen zu den führenden
deutschen Produzenten von rüstungs- und kriegsrelevanten Gütern. Neben
Mikroskopen und Ferngläsern von Hensoldt Wetzlar werden auch andere
Geräte für Wissenschaft, Forschung und Industrie produziert.
Große Bekanntheit erlangte die Firma Carl Zeiss durch ihre
astronomischen Instrumente. Hierzu gehören Linsenfernrohre,
Spiegelteleskope und Ausrüstungen für Observatorien aber auch
Planetarien. Diese wurden jedoch in den letzten Jahren durch ein
Universarium bezeichnetes Gerät verdrängt. Die bekannte Bauform, wegen
ihres Aussehens oft Knochen genannt, ist einer weit schlichteren
Konstruktion gewichen.
Der Produktkatalog umfasst aber auch andere Bereiche, zum Beispiel
chemische Analysentechnik auf optischer Basis, Anlagen zum Umweltschutz
(Ermittlung atmosphärischer Verschmutzungen mittels reflektierten
Laserlichtes) und vieles mehr.
Heute gehören Geräte für die Halbleiterindustrie (Produktions- wie
Kontrolltechnik), für die Medizintechnik (Operationsmikroskope,
Augenoptiker-Arbeitsplätze) ebenso zum Produktprogramm wie die
"klassischen" optischen Erzeugnisse - Brillengläser (Gleitsichtgläser
und Spezialschliffe) und Mikroskope.
Die Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH, eine 100%ige Tochter der
Carl Zeiss AG, gehört zu den weltweit führenden Herstellern von
Koordinatenmessmaschinen unterschiedlichster Bauart, Messvolumen und
Messgenauigkeit.
Zu den Kernkompetenzen der Carl Zeiss Jena GmbH gehören die moderne
Optik- und Mechanikfertigung mit hohen Ansprüchen an Qualität und
Präzision. Das Geschäftsfeld Planetarien bietet als einziger Hersteller
auf dem Weltmarkt das komplette Spektrum an Planetariumstechnik für
alle Kuppelgrößen an. Die Carl Zeiss MicroImaging GmbH bietet
mikroskopische Lösungen und Systeme für den Forschungs- und
Laborbereich in der Biologie und Medizin sowie für die Materialanalyse
an, außerdem Spektralsensoren für den Analytik-Markt.
Mit dem Zusammenschluss des Augenoptik-Bereiches der Carl Zeiss AG und
dem US-amerikanischen Brillenglashersteller SOLA entstand 2005 der
weltweit zweitgrößte Brillenglashersteller Carl Zeiss Vision mit dem
Hauptsitz in Aalen. Das durch den Zusammenschluss entstandenen
Unternehmen, an dem die Carl Zeiss AG und der EQT III Fond zu je 50%
beteiligt sind, bietet neben den klassischen Brillenglasprodukten die
komplette Bandbreite an augenoptischen Geräten und Dienstleistungen für
den Augenoptiker.
Nach Aufbau einer eigenen Optikproduktion wurden von Carl Zeiss die
Objektive für die Messsucherkameras Contax IIa und Contax IIIa sowie
nachfolgend für die Spiegelreflexkameras Contaflex und Contarex gebaut,
nach Übernahme von Voigtländer durch die Carl-Zeiss-Stiftung auch für
deren Kameras. Später übernahm Carl Zeiss die Zulieferung von
Objektiven für Mittelformatkameras stiftungsfremder Hersteller, nämlich
Hasselblad und Rollei.
Der VEB Carl Zeiss Jena lieferte einen Teil der Objektive für die
Spiegelreflexkameras des VEB Pentacon in Dresden zu, darunter die
Contax, Praktina, Praktica, Praktisix und Pentacon SIX bis zur
Einstellung der Kameraproduktion bei Pentacon Anfang der 1990er Jahre.
Exportprodukte für Länder außerhalb des RGW durften den Namen „Carl
Zeiss“ nicht tragen und wurden daher mit „aus Jena“ bezeichnet.
Das Lebensende
Nach mehreren Jahren der Mitarbeit Abbes entschloß sich Zeiss, mit
diesem einen Gesellschaftsvertrag abzuschließen. Im Jahre 1875 trat Dr.
Abbe als Commanditist in die bisher
von Carl Zeiss allein betriebene Firma ein, die unter demselben Namen
wie bisher weitergeführt wurde, und zwar als Mechanische und Optische
Fabrik. Abbe beteiligte sich zur Hälfte am Betriebsvermögen und
erklärte sich bereit, auf die akademische Laufbahn zu verzichten, um
sich voll dem Betrieb zu widmen. Ein Jahr später trat Roderich Zeiss
ins Geschäft ein und wurde drei Jahre später offener Gesellschafter. Es
folgten noch einige Vertragsveränderungen und ein
genau aufgeschlüsseltes Testament. Carl Zeiss wurde durch den Eintritt
seines Sohns in die Firma sehr entlastet. Roderich Zeiss, der nach
einer schweren Kriegsverletzung sein Medizinstudium abschloß, übte
seinen Beruf als Arzt nur kurz aus und widmete sich der
wirtschaftlichen Seite des Unternehmens.
Aufgrund seiner einmaligen Verdienste erhielt Carl Zeiss 1880 von der
Friedrich-Schiller-Universität die Ehrendoktorwürde. Sein
Bekanntheitsgrad war durch die Verbreitung und die hohe Qualität der
Mikroskope sehr groß. Viele Forschungen auf dem Gebiet der
Bakteriologie, z.B. die Entdeckungen Robert Kochs, waren nur mit guten
Mikroskopen möglich.
Der jahrzehntelange Arbeitseinsatz führte im Alter zu manchen Gebrechen
und mehreren Schlaganfällen, die ihn anfangs aber nicht daran
hinderten, seine üblichen Rundgänge in den Werkräumen durchzuführen.
Die Fertigstellung des 10000 Mikroskopes wurde als Fest gefeiert, an
dem Zeiss einige Tage nach seinem 70. Geburtstag in voller geistiger
Frische teilnahm, und ganz Jena feierte mit.
Nach mehreren Kuraufenthalten und qualvollen letzten Wochen, starb Carl
Zeiss am 3. Dezember 1888. Die Beerdigung fand in Jena auf dem Alten
Friedhof am Oberen Philosophenweg statt. Kurz später wurde aus
Dankbarkeit und Verehrung ein Platz und eine Straße nach Carl Zeiss
benannt. Ein Jahr später gründete Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung. Aus dem
Betrieb mit einigen hundert Mitarbeitern wurde ein Weltunternehmen mit
vielen tausend Mitarbeitern. Am 8. Mai1945, dem Tag der Kapitulation
der deutschen Wehrmacht, wurde das Werk von den Amerikanern besetzt.
Viele leitende Mitarbeiter, der sogenannte "Gehirntrust" wurden
westwärts abtransportiert. Ein Neubeginn in Oberkochen fand 1946 in
einem ehemaligen Rüstungsbetrieb statt. Das Jenaer Zeiss-Werk fiel in
den sowjetischen Machtbereich und wurde nach anfänglichem
Produktionsfortgang vollständig demontiert und in die Sowjetunion
gebracht. 288 Wissenschaftler und Spezialkräfte wurden zur
Dienstleistung in die UdSSR deportiert. Der Stiftungsbetrieb in Jena
wurde in das sogenannte "Volkseigentum" überführt. Im Jahre 1946 gab es
sogar Bestrebungen, die Zeiss-Werke nach Österreich zu verlegen, was
für die Wirtschaft sicher außerordentliche Vorteile gebracht hätte. In
Westdeutschland wurde nach der Zwangsenteignung die Firma Carl Zeiss in
Jena gelöscht und der Stiftungsbetrieb wieder aufgenommen. Die
Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 hat die Situation der
Zeiss-Werke neuerlich verändert und wird sicherlich noch zu
Umstrukturierungen führen.
Schlussvolgerung
Carl Zeiss und sein Partner Ernst Abbe geltenals Prototypen einer neuen
Unternehmergenerationder deutschen Gründerzeit, die sichdurch
Initiative, Risikobereitschaft, Disziplin, nationale Gesinnung,
praktische Weitsicht,theoretischen Verstand und Organisations- und
Durchsetzungsvermögen auszeichnete – Tugenden, von denen einige direkt
in das Prädikat Made in Germany einmündeten. Der Bedeutungswandel
dieses Produktsiegels, 1873 auf der Weltausstellung in Philadelphia zur
Warnung vor der schlechten Qualität deutscher Erzeugnisse eingeführt,
aber schon 15 Jahre später als Gütesiegel für deutsche Wertarbeit
weltweit geachtet, belegt den Umschwung, den die neuen,
verantwortungsbewussten Unternehmer herbeigeführt hatten. Ihr
Charakteristikum war die Verknüpfung der Produktion mit der
Wissenschaft und die Überführung des hohen handwerklichen Könnens aus
der Welt der kleinen Werkstätten in industrielle Großbetriebe. Carl
Zeiss, Ernst Abbe und Werner von Siemens begründeten und gestalteten
als Pioniere einer wissenschaftsorientierten Industriekultur maßgeblich
die Entwicklung, die Deutschland nicht nur technisch-wissenschaftlich,
sondern auch auf sozialem Gebiet zum weltweit anerkannten Vorbild
machte. Mutig und beharrlich verfochten sie ihre Ideen und Ziele
erfolgreich gegen die herrschenden Auffassungen. Den politischen
Kräften waren sie in verantwortungsbewusstem Denken und Handeln um
Jahrzehnte voraus, und es dauerte geraume Zeit bis jene ihren
fortschrittlichen Ideen zu folgen wagten. Die wissenschaftlichen,
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Umbrüche des
beginnenden Industriezeitalters spiegeln sich in der ungewöhnlichen
Struktur und Geschichte des Zeiss-Konzerns wider. Seit über 110 Jahren
stimulieren die dahinter stehenden Ideen auf besondere Weise den nie
erlahmenden Erfindergeist und die geschäftlichen Erfolge der
Stiftungsbetriebe Carl Zeiss und Schott & Genossen.
Das verblüffendste ist vielleicht die Sozialreform, die der
Proletariersohn Abbe durchgeführ hatte. Seine sozialen Reformpläne hat
er grundsätzlich dadurch verwirklicht, dass er den Arbeitern und
Angestellten der Stiftungsbetriebe keine Geschenke machte, sondern
ihnen Rechte verlieh. Sein Grundgedanke dabei war:
Ich habe mir nur gesagt, wenn du jetzt Leiter eines Unternehmens wirst,
wo so viele von dir abhängig sein werden, so soll das Arbeitsverhältnis
in diesem Unternehmen so sein, daß auch ein Mann wie du selber in ihm
als Arbeiter tätig sein könnte, ohne daß dein Stolz daran Anstoß nehmen
müßte.
Die persönliche Würde des Menschen dürfe darunter, dass er nur
ein
einfacher Arbeiter sei, nicht leiden. Deshalb bestimmte das Statut: Das
Pflichtverhältnis der Beamten, Geschäftsgehülfen und Arbeiter zur
Stiftung, ihrer Firma und zu allen Vorgesetzten erstreckt sich
lediglich auf die vertragsmäßige Arbeitsleistung und die sonstigen
Dienstgeschäfte.
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als in den meisten Betrieben
und Geschäften die Beschäftigten ihrem Prinzipal in der Praxis
grundsätzlich zu jeder Zeit dienstbar zu sein hatten, war das eine
Revolution. Gleichmäßige Entlohnung und das Verbot der nachträglichen
Herabsetzung eines im Voraus zu vereinbarenden Lohnes oder Gehalts,
Ersatz des Verdienstausfalls an Feiertagen oder bei notwendigen
Versäumnissen sind ebenso Bestandteile der Statuten wie Versicherung
gegen Krankheit und Invalidität, ein Kündigungsschutz, der praktisch
auf eine Art Arbeitslosengeld hinauslief, eine Abfindung bei Entlassung
usw. Als Interessenvertretung wurde ein Arbeiterausschuss eingeführt.
Zwar diskutierten die Sozialdemokraten solche Dinge schon vage, aber im
realen Leben waren sie noch nicht anzutreffen.
Abbe legt auch fest, dass, ebenso wie man für Maschinen Abschreibungen
vornimmt, für den Verschleiß der Arbeitskraft der Mitarbeiter aus dem
Gewinn Rücklagen gemacht werden müssen. Es geht nicht an, befindet er,
den Arbeiter zu verbrauchen und ihn dann, wenn er arbeitsunfähig
geworden ist, den Wohlfahrtseinrichtungen des Staates oder der Gemeinde
zu überlassen. Er schafft deshalb einen einklagbaren Anspruch auf ein
Ruhegehalt.
Doch selbst diese umwälzenden sozialen Reformen genügen Abbe nicht.
Sein Vater, der noch 14 oder 16 Stunden täglich seine Arbeit im Stehen
verrichten musste, war, von ehedem unerschöpflicher Robustheit, bereits
mit 48 Jahren in Haltung und Aussehen ein Greis, dessen weniger robuste
Kollegen bereits mit 38. Und das, obwohl deren Eisenacher Fabrikherren
menschlich hochstehende Leute waren, wohlwollend und fürsorglich für
ihre Arbeiter, wie Abbe an sich selbst hatte erfahren dürfen. Bei
seinem Eintritt in die Firma Carl Zeiss hatte er deshalb darauf
bestanden, dass die Arbeitszeit sofort von 13 auf 12 Stunden reduziert
wurde. Doch das war nur der Anfang.
Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Mensch sein,war
sein Motto. Dadurch war die Ausnutzung des Menschen durch den Menschen
im Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts schon zu Ende.
Quellen
Stolz, H., Wittig, J. Carl Zeiss und Ernst Abbe. Leben, Wirken,
Bedeutung.
Wissenschaftshistorische Abhandlung. Unter Mitwirkung
von
Günter Schmidt. 1.
Aufl., Universitätsverlag Jena 1993.
Schomerus, F.: Werden und Wesen der Carl-Zeiss- Stuttgart 1955.
www.zeiss.de
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